
Bedrohte Bestände, Klimawandel, exzessive Fischerei: Anlässlich des Angeltages redet Greenpeace-Experte Maack um eine “historische Krise” der Meere herum- und appelliert auch an die Verbraucher.
Welche Folgen hat der Klimawandel für die Meere? Beim Deutschen Fischereitag in Magdeburg soll es auch um diese Frage gehen – Bei dem Deutschen Angeltag in Magdeburg soll diese Frage diskutiert werden – so sind etwa die Hering-Bestände in der Ostsee in den letzten Jahren partiell durchgreifend geschwunden. Im Interview mit tagesschau24 spricht der Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack von einer “historischen Krise” der Meere. Es gebe einen “schnellen Verlust der Arten”, so der Biologe. Jedermann müsse sich die Frage stellen: “Wird es so bleiben oder sollten wir weniger Fisch essen?”
Erst vor wenigen Tagen hatte das Fisch-Informationszentrum (FIZ) in Hamburg mitgeteilt, dass der Pro-Kopf-Verzehr sich in Deutschland nach vorläufigen Schätzungen im vergangenen Jahr von 14,1 auf 14,4 Kilogramm erhöht habe. Das Wachstum der Nachfrage gehe dabei größtenteils auf den den Verkauf in Restaurants oder Fischimbissen zurück. Die von privaten Haushalten gekaufte Quantität an Fisch, Krebse, und Muscheln vermindert sich sondern um 3%.
Dennoch gaben die Haushalte mit 3,9 Mrd. Euro mehr Geld für Fisch aus wie niemals – ein Wachstum von 0,2 %. Die Branche erwartet in diesem Jahr weiteres Wachstum. Im Vergleich zu anderen Ländern, konsumieren die Menschen in Deutschland gleichwohl vielmehr wenig Fisch: Der Weltdurchschnitt liegt mit 19,3 Kilogramm pro Kopf um rund fünf Kilogramm höher.
Schutzgebiete ohne Fischerei
Um Verlust der Arten und exzessive Fischerei zu bekämpfen, sieht Greenpeace-Experte Maack Verbraucher, Fischindustrie und Politik in der Pflicht. “Wir Verbraucher können eine ganz klare Entscheidung treffen und behaupten, wir essen Fisch nur zu speziellen Anlässe als Feinkost.” Die Politik, seinerseits, müsse eilig durchsetzen, dass es in den Meeren Schutzbereiche ohne Angeln gebe. Im Rahmen derer könnten sich die Fischbestände wieder aufbauen, aber auch die Meeresnatur könnte wiederhergestellt werden- “und die ist dann viel belastbarer wider die Folgen des Klimawandels.”Maack betont aber auch, dass die Fischer nicht immer nur den Klimawandel für den Rückgang bestimmter Arten in der Ostsee verantwortlich machen dürfen. Über Jahrzehnte sei die Quote viel zu hoch festgesetzt worden. “Es wurde auf Teufel komm raus so viel aus der Ostsee rausgeholt, wie es ging. Und das sind die Effekte.”
Bestände ziehen Richtung Norden
Auf dem Angeltag schilderen Verband Repräsentanten neben den Problemen auch einige positive Aspekte des Klimawandels auf die Fischerei. So seien einige Fische, die die Hitze lieben, mehrt in der Nordsee anzutreffen, sagte Uwe Richter – der Leiter der Hochseefischerei. Er gab den Ton an und Sardinen als Beispiel. Wenn die Bestände dort weiter wachsen, könnten sie rechtzeitig kommerziell gefischt werden. In den nördlichen Breiten sorge der Klimawandel dafür, dass die Bestände von Makrele und Kabeljau mehr hergäben.
Der Biologe Maack sieht das kritischer. Weil die Kabeljaubestände immer weiter Richtung Norden zögen, sei der Fisch in der südlichen Nordsee kaum noch vorhanden, sagt er. “Irgendwann ist der Planet vorbei, dann geht es nicht mehr weiter. Und danach fallen auch diese Bestände zusammen.”