Vibrionen vermasseln den Urlaub der Menschen

HANDOUT - This scanning electron micrograph (SEM) depicts a grouping of Vibrio vulnificus bacteria; Mag. 13184x, and was provided by the United States Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Photographer: Janice Carr/ Colorized by James Gathany/CDC dpa (ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur bei Nennung: "Foto: Janice Carr/ Colorized by James Gathany/CDC", zu dpa "Ostsee-Urlauber an Bakterien-Infektion gestorben" vom 31.08.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

Keime im Wasser sind eine große Gefahr für Menschen, nach einem Bad in der Ostsee eine Frau ist gestorben. Dennoch wie drohend sind die Bazillen?

Tödliche Badeunfälle gehören im Sommer zum traurigen Alltag. Das Bad in der Ostsee hatte ein tragisches Ende und erschütterte Deutschland: Eine 90-Jährige Frau hat sich beim Schwimmen mit Keimen angesteckt und ist deswegen gestorben. Jetzt wächst die Angst vor solchen Fällen, manche Medien hervorrufen die Furcht vor “Killerkeimen”.

 Tatsächlich ist die Frau einer Infektion mit Vibrionen erlegen. Seit 1994 ist bekannt, dass Vibrionen in der Ostsee vorkommen. Wo sich die 90-jährige Frau infiziert hat, möchte Heiko Will, Direktor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern (LAGuS) allerdings nicht offenlegen. Er fürchtet sich: “Würde ich den Ort nennen, würde ich ihn stigmatisieren.” Zudem seien an allen Küstenbereichen der Ostsee Vibrionen festgestellt worden. Was aber genau zeichnet die Keime aus? Und wie real ist die Gefahr für alle Badegäste? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was sind Vibronen?

Vibrionen sind Bakterien und gehören zur Gattung der Vibrio. Die Bazillen sind für ihre Stäbchenform bekannt. Es gibt viele unterschiedliche Vibrionentypen. 12 von ihnen verursachen beim Menschen unterschiedliche Krankheiten. Am bekanntesten ist wohl V. cholerae, das die Durchfallerkrankung Cholera auslöst. In Deutschland präsent ist dagegen das Bakterium V. vulnificus, das Wundinfektionen verursacht.

Wo kommen die Bakterien vor?

Vibrionen sind eine natürliche Komponente salzhaltiger wässer, zum Beispiel der Ostsee. Diese Bakterien leben in der Nordsee auch, besonders wenn der Salzgehalt aufgrund der Frischwasserversorgung gering ist. Wenn die Temperaturen niedrig sind, leben die Vibrionen am Meeresgrund. Wenn die Wassertemperatur über 20 Grad steigt, wachsen Bakterien und vermehren sich. Ihre Verbreitung zu verhüten, ist allerdings kaum möglich, heißt es in einem Bericht des Umweltbundesamtes.

Wie gefährlich sind Vibrionen für den Menschen?

 Menschen mit chronischen Vorerkrankungen wie Diabetes und einem geschwächten Immunsystem gelten als Risikogruppe. Alter ist auch wichtig. Heiko Will sagt: ”e älter bust du, desto schwächer deine immunität ist”. Also haben Leute über 50 ein höheres Wagnis, an einer Vibrionen-Infizierung zu erkranken, als junge Leute. Menschen mit geringer Immunität leiden mehr an der Krankheit.

Symptome und Krankheitsverlauf hängen davon ab, auf welchem Weg die Krankheitserreger in den Körper eindringen. Auch kleine Läsionen der Haut reichen den Bakterien als Eingangsstelle. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kommt es dann zu einer Wundinfektion. Im weiteren Verlauf breiten sich die Bakterien aus und leiten zu einer bedenklichen Blutbefall. In 60 Prozent der Vorfälle verläuft diese tödlich. Bakterien bewirken Fieber und Durchfall, wenn sie mit Meeresfrüchten oder Trinkwasser in den Körper eindringen. Dies ist jedoch keine Lebensgefahr.

Bis zum Ausbruch der Infektionserkrankung können 12 bis 72 Stunden vergehen.

Wie Sie sich vor Infektionen schützen können?

Das Umweltbundesamt ruft Ärzte und Behörden dazu auf, Badegäste und Patienten auf die Gefahr hinzuweisen. Experten beraten Leute mit schwacher Immunität, chronischen Erkrankungen oder Läsionen dazu, den Kontakt mit verseuchtem Wasser auszuweichen. Derjenige, der nicht sicher ist, ob die Vibrionen im Wasser leben, sollte im Vorfeld bei den fachkundigen Behörden nachfragen.

Wer sich in Südeuropa abhält, sollte außerdem auf Meeresfrüchte und Sushi verzichten, so Will. Dort sind die Temperaturen höher und damit auch die Wahrscheinlichkeit, sich mit den Bakterien zu infizieren.

Hilfe, ich habe mich infiziert – was nun?

Da eine Infizierung bisher als selten berücksichtigt, ist die Ursache der Infektion nicht so schnell gefunden. Bei Argwohn auf eine Infizierung durch das Bakterium sollten Betroffener den Doktor auf den Kontakt mit Wasser hinweisen. Bestätigt sich der Verdacht, verabreichen Ärzte ein Antibiotikum. Schlimmstenfalls muss eine Infektion der Wunde mit operativ heilen werden.

Wie viele Infektions und Todesfälle gab es bisher?

Seit 2003 registriert das LAGuS die Fälle der Vibrioneninfektionen. Nach Angaben des Landesamtes blieb die Anzahl der Infektionen unverändert. In den letzten 16 Jahren wurden 51 Menschen infiziert und 8 von ihnen starben. “Angesichts der etwa 90 Millionen Badegäste, die 2003 in den Urlaub an die Ostsee fuhren”, behaupt Heiko Will, “ist die Zahl aber sehr gering.”